5. Symposium über offene Websuche – #ossym23 Rückblick – Tag 3

Zum 5. Mal kamen Forscher, Technikexperten, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um über die Grundlagen einer transparenten und offenen Internetsuche zu diskutieren.

Das Open Search Symposium 2023 fand vom 4. bis 6. Oktober am CERN in Genf statt und begrüßte online und vor Ort rund 100 Teilnehmer.

#ossym23 – Recap Day 3

Tag 3 – das große Finale

Der letzte Tag der #ossym23 Konferenz begann mit einer inspirierenden Keynote von Angella Ndaka vom Centre for Africa Epistemic Justice und der University of Otago. Sie sprach über „Inclusion by whose terms? When being in doesn’t mean digital and web search inclusion“ („Inklusion zu wessen Gunsten? Wenn ‘dabei sein‘ nicht gleichbedeutend mit digitaler und webbasierter Suchintegration ist“).

Angella stellte zunächst eine afrikanische Sozialphilosophie namens „Ubuntu“ vor, deren Kernaussage lautet: „Ich bin, weil du bist und du bist, weil ich bin“ (Mbiti 1975).

Die Ubuntu-Prinzipien drehen sich im Kern um Gemeinschaft, Respekt, Würde, Teilen, Mitverantwortung, Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit, Gruppensolidarität, Moral, Mitgefühl und Freude.

Der Schwerpunkt liegt auf der Mitverantwortung, da das Selbst eines jeden mit dem Selbst eines jeden anderen verbunden ist, einschließlich der Landschaften und Tiere. „Ich existiere, weil alles andere existiert“.

Mit der Entstehung des Internets kam Afrika ins Spiel, aber was ist mit Afrikas Prinzipien?

Intelligente Algorithmen diktieren die Inhalte, mit denen wir uns auf globaler Ebene beschäftigen. Es ist wichtig zu verstehen, wer der größte Nutznießer ist. Jenseits der Algorithmen gibt es politische und wirtschaftliche Strukturen. Was nicht den wirtschaftlichen oder politischen Interessen dient, ist nicht dieselbe Art von Sichtbarkeit wert – ein direkter Widerspruch zum Ubuntu-Prinzip. Was Angella erschreckt, ist die Tatsache, dass Algorithmen – einschließlich KI – nicht physisch sind und in der Unsichtbarkeit verschwinden. Sie verweben sich mit unserer Alltäglichkeit. Sie wirken sich auf unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten aus. Sie betten Normen und Werte stillschweigend in die täglichen Aktivitäten ein, die zu einer neuen „Normalität“ werden. Dabei begünstigen sie jedoch vorweigend die Ziele der Machthaber.

Schließlich ging sie auf die Macht der sozialen Medien ein, die sie durch die Beobachtung von Metriken auf verschiedenen Plattformen über einen Zeitraum von neun Monaten untersucht hat. Das Ergebnis laut Angella: „Social Media ist zu einem Ort geworden, an dem man seine Meinung nicht mehr äußern kann. Meinungen werden zu sehr nach Likes oder Dislikes beurteilt und schnell durch die algorithmische Agenda verzerrt.“

Während ihres Vortrags präsentierte sie augenöffnende Einsichten darüber, wie technologiegetriebene Unternehmen scheinbar ein verzerrtes Bild der afrikanischen und globalen Gesellschaften schaffen, demokratische Strukturen gefährden und bestimmten Gruppen, insbesondere Frauen und Mädchen, schaden.

Das Ergebnis? „Die neue kolonisierte und ausgegrenzte digitale Gesellschaft in Afrika“.

Forschungstracks zu maschinellem Lernen und Retrieval

Der Tag wurde mit zwei Forschungstracks fortgesetzt, die die Themen „Machine Learning and Retrieval“ (Maschinelles Lernen und Retrieval) und das „Open Search Ecosystem“ abdeckten.

Die erste Sitzung beinhaltete „Customizable Categorization of Documents in Evidence Based Research for Biopharma“ (Anpassbare Kategorisierung von Dokumenten in der evidenzbasierten Forschung für Biopharma) von Reihaneh Manteghi im Namen ihres Teams, zu dem auch Eduardo Enrique Veas von der Technischen Universität Graz und Domagoj Segregur von UCB Biopharma gehören.

„A System for Geospatial Question-Answering using LLMs, LangChair, ChromaDB and a Modern React.Js Frontend“ (Ein System zur Beantwortung räumlicher Fragen mit LLMs, LangChair, ChromaDB und einem modernen React.Js Frontend) wurde von Patrick Lovric und Maximilian Theiner vom ISDS der Technischen Universität Graz vorgestellt.

Die Tracks „Maschinelles Lernen und Retrieval“ wurden abgerundet durch „Privacy-Preserving Collaborative Filtering: Evaluating a Machine Learning Recommender System in a Large Interconnected Organization“ (Privatsphäre-erhaltende kollaborative Filterung: Evaluierung eines maschinellen Empfehlungssystems in einer großen vernetzten Organisation), das von Igor Jakovljevic et al. präsentiert und von ihm, Christian Gütl vom ISDS der Technischen Universität Graz sowie Andreas Wagner vom CERN in Genf/Schweiz untersucht wurde.

Die „Open Search Ecosystem“-Vorträge beinhalteten eine Präsentation mit dem Titel „Towards a smart network schema builder using anonymous and implicit interaction data“ (Auf dem Weg zu einem intelligenten Netzwerkschema mit anonymen und impliziten Interaktionsdaten) von Aleksandar Bobić stellvertretend für sein Team, dem Christian Gütl von der Technischen Universität Graz sowie Jean-Marie Le Goff und Andreas Wagner vom CERN in Genf angehören.

Im Anschluss daran bot Andre Rattinger einen Einblick in „Exploring the Landscape of Innovation: A Network-Based Approach for Visualizing and Analyzing Heterogeneous Patent Graphs“ (Erforschung der Innovationslandschaft: Ein netzwerkbasierter Ansatz zur Visualisierung und Analyse heterogener Patentgraphen) von Andre Rattinger und Christian Gütl von der Technischen Universität Graz.

Tobias Hecking vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in München ging der Frage „Open (Web) Search as a booster for Open Science?“ (Offene (Web-)Suche als Impulsgeber für offene Wissenschaft?) nach.

Das #ossym23 endete mit dem letzten Forschungstrack, der ebenfalls ein Appell für „Europe’s Technical Debt: Why We Need Web Search in the Age of Generative AI“ (Europas technische Schulden: Warum wir die Websuche im Zeitalter der generativen KI brauchen) von Malte Ostendorff, Pedro Ortiz Suarez, Julian Moreno-Schneider und Georg Rehm vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI, Kaiserslautern war.

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